Egregantius

Monat: Februar, 2015

Garantierte Expektorationen (XV)

[1] Wer zu müde zum Lesen ist, kann auch schreiben. Was dann leider auch viele Schriftsteller tun.

[2] Die Wahrheit lässt Menschen aufhorchen. Leider werden nicht Wenige taub, wenn sie einer ohrenbetäubenden Wahrheit lauschen wollen und dem Wahrheitsverkünder dazu wohlwollend ihr aufnahmebereites Ohr leihen.

[3] Einiges, was ungesagt in der Luft liegt, kann einen nicht erleichtert aufatmen lassen, weil man noch zu stark daran zu laborieren hat. Man hat zu warten, bis man durch sich oder andere freigesprochen wird.

[4] Bei Sätzen, die augenscheinlich einleuchtend sind, stellen Viele ihr Licht leider unter den Scheffel und prüfen die Sätze nicht auf ihren Gehalt.

[5] Das Leben ergibt sich von selbst. Was soll man noch damit anfangen? Es tief auf sich einwirken lassen, um sich auswirken zu können, ist eine Möglichkeit.

[6] Was haben geistreiche Sätze zur Lebenskunst schon zu bedeuten, wenn ein pragmatisch orientierter Mensch sein Leben instinktmäßig zu führen weiß?

[7] Der Übersättigte hat kein erfülltes Leben.

[8] Die Meisten funktionieren nur deswegen so einwandfrei im Alltag, weil sie sich im Laufe ihres Lebens willenlos durch Schule, Ausbildung und Arbeit abfertigen ließen und sich seitdem in stumpfer Regelmäßigkeit inspizieren und warten lassen, um noch einmal gerade so durchgehen zu können.

[9] Wer sich nicht sammeln kann, wird zumindest das verlieren, was ihn nahbar machen könnte.

[10] Aus der offenen Wunde können wir uns nicht herauswinden. Sie haftet uns zu Lebzeiten an.

Garantierte Expektorationen (XIV)

[1] Wenn der kalte Schweiß ausbricht, ist der Nährboden für das Denken bereitet.

[2] Ein Mensch, der nur todernst auftreten kann, bietet in unserer verharmlosten Zeit bereits genug Irritationspotenzial.

[3] Nichts bleibt sich gleich und die Lebensspanne eines Menschen darunter vernachlässigbar. Nichts ist eben immer schon weit gefasst.

[4] Wenn wir die Freiheit hätten, käme es uns nur noch auf unsere Freiheit an. Plötzlich wären wir unfrei.

[5] Das Hauptaugenmerk ist auf lange Sicht immer zu kurzsichtig.

[6] Im digitalen Zeitalter steht zumindest fest, dass die Idiotie der Masse nicht weiter geleugnet werden kann.

[7] Wer nicht lebt, hat sein Glück zu seinem Glück nicht zu suchen.

[8] Ein geschliffener Aphorismus wird zunächst am eigenen Leib erfahrbar.

[9] Man will in seinem Leben viel erreichen: Der Tod wird sich glücklicherweise noch von selbst ergeben.

[10] Aufmunternde Aphorismen können nur Wunschträume von Belanglosen sein.

Garantierte Expektorationen (XIII)

[1] Nur was mir zugehörig bleibt, wird mich auch grundlegend fassbar machen.

[2] Philosophische Sätze stellen offene Wunden dar.

[3] Um frei tun zu können, was wir wollen, sollten wir Abstand von der Freiheit nehmen.

[4] Ich müsste mich selbst überwuchern, wollte ich die Eigentümlichkeit meines Wesens nachvollziehen.

[5] Man lebt, wie ein jeder Mensch leben muss, kann dabei allerdings über Dinge nachdenken, die den Wenigsten einfach so in den Sinn kommen würden.

[6] Seitdem er weiß, wie wenig er doch wissen kann, ist er von seinem neuen Wissen ganz hin- und weggerissen!

[7] Ich will mich nicht beschweren und wäre aber auch ungern erleichtert, denn nur so kommt etwas zum Tragen, was mir eigen ist und von mir auch weitergegeben werden kann.

[8] Die meisten wollen sich nicht berücken lassen, sondern nur verzückt sein.

[9] Wenn nicht alles schiefgeht, werde ich es zu Nichts ja wohl noch bringen können!

[10] Da augenscheinlich jeder Philosoph sein kann, stellt es noch lange keine Leistung dar, Philosoph zu sein.