Über die Todesstrafe
Vorbemerkung: Ich bin ein Gegner der Todesstrafe, habe mir aber in diesem Blogeintrag einmal Gedanken darüber gemacht, was die Todesstrafe an sich überhaupt für den zweifelsfrei schuldigen Täter (im Hinterkopf habe ich dabei einen Mörder) zu bedeuten hat und welche Konsequenzen sich daraus für ihn ergeben.
Alle Straftaten, die diesen Namen verdienen, werden im Vollzug einer entsprechenden Strafbehandlung nachhaltig verbüßt, mit Ausnahme der Todesstrafe durch gesetzlich legitimierten Urteilsspruch: Diese soll vorzeitig auf ein nicht beeinflussbares, vorherbestimmtes, gerichtetes Ende hin vorgebüßt werden und stellt damit eine Bestrafungsart dar, die dem Straftäter das Verarbeiten seiner Tat in dem vollem Umfang seiner Lebenserwartung gewaltsam abspricht und daher ein Fertigwerden mit der auf sich geladenen Schuld für ihn zwar nicht unmöglich, aber doch sehr unwahrscheinlich macht. Aber vielleicht soll ja gerade das der Sinn und Zweck der Todesstrafe sein, dass der damit Bestrafte zwangsweise mit sich für immer im Unreinen bleiben und unerträgliche Qualen leiden soll? Es stellt sich natürlich auch die Frage, ob man mit einem verübten Mord zeitlebens überhaupt fertigwerden kann? Ich will nicht zynisch klingen, aber wenn ein Täter mit seiner Tat a priori nicht fertigwerden kann, dann ist die Todesstrafe ja vielleicht sogar in dem Sinne hilfreich, dass sie einen konsequenten Ausweg aus diesem für immer zerstörten Leben vorschreibt und diktiert (denn der Mörder, der sich seines Mordes vollkommen bewusst geworden ist, hat nicht nur das Leben seines Opfers auf dem Gewissen!). Kann der Täter sich dann willig in sein Schicksal ergeben und einer Nietzscheanischen Amor Fati-Haltung gemäß seinem Tod entgegengehen? Könnte er vielleicht sogar glauben, dass seine Tat gottgewollt und absolut notwendig war, um das Menschengeschlecht in moralischer Hinsicht voranzubringen? Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass Briefe und letzte Worte von zum Tode verurteilten Mördern, was diese Fragen angeht, sehr aufschlussreich sein könnten.