Garantierte Expektorationen (XV)

[1] Wer zu müde zum Lesen ist, kann auch schreiben. Was dann leider auch viele Schriftsteller tun.

[2] Die Wahrheit lässt Menschen aufhorchen. Leider werden nicht Wenige taub, wenn sie einer ohrenbetäubenden Wahrheit lauschen wollen und dem Wahrheitsverkünder dazu wohlwollend ihr aufnahmebereites Ohr leihen.

[3] Einiges, was ungesagt in der Luft liegt, kann einen nicht erleichtert aufatmen lassen, weil man noch zu stark daran zu laborieren hat. Man hat zu warten, bis man durch sich oder andere freigesprochen wird.

[4] Bei Sätzen, die augenscheinlich einleuchtend sind, stellen Viele ihr Licht leider unter den Scheffel und prüfen die Sätze nicht auf ihren Gehalt.

[5] Das Leben ergibt sich von selbst. Was soll man noch damit anfangen? Es tief auf sich einwirken lassen, um sich auswirken zu können, ist eine Möglichkeit.

[6] Was haben geistreiche Sätze zur Lebenskunst schon zu bedeuten, wenn ein pragmatisch orientierter Mensch sein Leben instinktmäßig zu führen weiß?

[7] Der Übersättigte hat kein erfülltes Leben.

[8] Die Meisten funktionieren nur deswegen so einwandfrei im Alltag, weil sie sich im Laufe ihres Lebens willenlos durch Schule, Ausbildung und Arbeit abfertigen ließen und sich seitdem in stumpfer Regelmäßigkeit inspizieren und warten lassen, um noch einmal gerade so durchgehen zu können.

[9] Wer sich nicht sammeln kann, wird zumindest das verlieren, was ihn nahbar machen könnte.

[10] Aus der offenen Wunde können wir uns nicht herauswinden. Sie haftet uns zu Lebzeiten an.